Sehenswürdigkeiten

Haus für Sozialhilfe in Trzebiechów - Henry van de Velde

Die größte Attraktion des Kreises birgt das Innere der Sozialhilfeeinrichtung in Trzebiechów (Trebschen). Das ist kein Scherz, seit 2003 kommen hierher Touristen aus ganz Europa. Es hat so angefangen...

Im Jahre 1903 wurde aus eigener Initiative der Prinzessin Marie Alexandrine von Reuss, Eigentümerin der Trzebiechów-Güter, die Erbauung einer "Physikalischen und diätischen Kuranstalt“ begonnen. Zwei Gebäude: ein Kurhaus und das sog. Arzthaus hat der Architekt Max Schündler aus Zwickau entworfen. Wahrscheinlich war die Prinzessin von der konventionellen Form der norddeutschen Neorenaissance enttäuscht, so dass sie „Hilfe“ von Henry van de Velde, der zu dieser Zeit auf dem Hof des Fürsten Ernst in Weimar als Berater in Fragen des Handwerks und des Kleingewerbes beschäftigt war, herbeigeholt hat. Die Bauherrin, Prinzessin Marie Alexandrine von Reuss hat mit dem Architekten Projekte konsultiert und besprochen, sie hat ihn mit dem Entwerfen der Inneneinrichtung und -ausstattung des Sanatoriums beauftragt.

Es wäre an dieser Stelle angebracht, an die Persönlichkeit von Henry van de Velde zu erinnern. Geboren in Antwerpen im Jahre 1863, gehörte er zu den Hauptschöpfern und Theoretikern des Jugendstils. Er war Universalkünstler. In seinem langen und schöpferischen Leben (im Jahre 1957 in der Schweiz verstorben) beschäftigte er sich nicht nur mit Architektur, sondern auch mit Kunstgewerbe. Er hat Möbel, Verglasungen, Tischlerwerke, Geschirr, Schmuck, Leuchter, Applikationen, Graphik, Schriftkunst, Plakate, Verpackungen der Industrieerzeugnisse, Ornamente der Bezüge und Muster der Bekleidungsstoffe entworfen. Er hat der Linie eine dominierende Bedeutung verliehen, indem er der Konstruktionsperfektion die Ornamentik untergeordnet hat. In der Autobiographie des Künstlers „Geschichte meines Lebens“ finden wir keine Informationen über Trzebiechów. Deswegen blieben die für hiesiges Sanatorium angefertigten Entwürfe der Einrichtung und Ausstattung für die Forscher seiner Werke unbekannt.   

Die Geschichte des Sanatoriums war sehr wechselhaft. Seit 1974 befindet sich hier das Sozialhilfeeinrichtung. Seit 1999 ist es eine Organisationseinheit des Kreises Zielona Góra.

Über viele Jahre hinweg besuchte Trzebiechów Erwin Bockhorn von der Bank, Deutscher, Enkel des letzten Direktors des Sanatoriums in der Vorkriegszeit. Erst 2002 hat er unter dem Schriftverkehr seines Großvaters Briefe gefunden, die Henry van de Velde geschrieben hat. Die Herren haben Gedanken über Trzebiechów ausgetauscht. Das hat E. Bockhorn neugierig gemacht. Er hat sich mit seiner Sensation an den Woiwodschaftskonservator in Zielona Góra gewandt. Die Kunsthistoriker begannen Forschungen durchzuführen, die außer allem Zweifel bestätigten, dass wir in dieser Soziahilfeeinrichtung in Trzebiechów mit Originalarbeiten des belgischen Künstlers zu tun haben. Diese Information wurde offiziell während der internationalen Konferenz „Henry van de Velde – Kunst ohne Grenzen“ angegeben, die im Oktober 2003 in Trzebiechów stattgefunden hat, und zwar unter der Schirmherrschaft und mit persönlicher Teilnahme Seiner Exzellenz des Botschafters des Königreichs Belgien in Warschau, Herrn Bruno Néve de Mévergnies.

Im Jahre 2004 wurden Renovierungsarbeiten aufgenommen, die die Herrlichkeit dieser Objekte wiederherstellen sollten. Man konnte sich dank den sog. „Freilegungen“ die Originalfarbgebung der Räume ansehen, die der hervorragende belgische Künstler entworfen hat. Es wurden sog. Gesellschaftsräume für Damen und Herren wie auch das Billardzimmer renoviert. Im Jahre 2006 wurden die Fenster in beiden Gebäuden und im Verbindungsbau renoviert, dadurch wurden auch ursprüngliche Farben der Fenster wiederhergestellt.
Die nächsten Forschungen von Prof. Dr. habil. Dariusz Markowski, Konservator vom Institut für Denkmalkunde und Konservation an der Mikołaj-Kopernik-Universität in Toruń (Thorn), haben eine einzigartige Anordnung von sieben Ornamentmotiven freigelegt, die die Räume schmückt und zu den reichsten dieser Art gehört. Prof. D. Markowski hat dazu folgendes gesagt: „Das Innere des Sanatoriums in Trzebiechów begeistert mit dem System der Farbgebung, der Zeichnung, des Ornaments und des Details. Die Menge und eine hohe Qualität der freigelegten Malereidekorationen verleihen dem Denkmal in Trzebiechów eine Besonderheit mit großer Bedeutung für die Weltkultur.

Zum fünfzigsten Todestages des Künstlers wurde im September 2007 eine nächste Konferenz zum Thema
„ Henry van de Velde – Kunst ohne Grenzen“ unter der Schirmherrschaft und der persönlichen Teilnahme Seiner Exzellenz des Botschafters des Königreichs Belgien in Polen, Herrn Jahn Luykx organisiert. Dem Botschafter begleitete seine Gattin, Frau Raka Kahn. Während der Konferenz wurden Fortschritte der Renovierungsarbeiten in dem ehemaligen Kurkomplex präsentiert. Wiederum haben Restauratoren aus Polen und Deutschland das Wort ergriffen. Auch dort, in Trzebiechów, hatte seine Premiere das durch Deutsches Kulturforum östliches Europa mit Sitz in Potsdam herausgegebene Buch unter dem Titel „Henry van de Velde in Polen“.

Es ist empfehlenswert nach Trzebiechów zu kommen und sich die Perle des Lebuser Jugendstils in voller Pracht anzusehen. Das ist der einzige Ort in Polen, wo die Originalarbeiten von Henry van de Veldes zu bewundern sind. Besuchen Sie die Webseite www.henryvandevelde.pl, wo Sie Vorgeschmack auf Attraktionen bekommen, die Sie live an Ort und Stelle bewundern können. Auf dieser Internetseite werden Panorama- und Eindimensionalfotos präsentiert, man findet auch zahlreiche Informationen über den Künstler, seine Errungenschaften sowie über das Objekt selbst. Die Internetseite wurde in vier Sprachen erstellt.

Im Kreis Zielona Góra gibt es drei sehr attraktive und interessante Museen, die die Geschichte in verschiedenartigen Formen präsentieren.

Zurück zur Liste

Haus für Sozialhilfe in Trzebiechów

Die Umgebung der Sozialhilfeeinrichtung ist einfach wunderschön

Orangerie im Hauptgebäude

Blick auf das Sanatorium von Süden, von der Orangerie

Gemeinde Trzebiechów

Die Gemeinde Trzebiechów nimmt die Fläche von 81 km2 ein und ist die kleinste im Kreis Zielona Góra (Grünberg).