Gemeinden

Gemeinde Nowogród Bobrzański

Erinnerungen an eine andere, verhängnisvolle Welt bergen Wälder der Gemeinde Nowogród Bobrzański. Dort gibt es Überreste einer der größten Rüstungsfabriken Europas.

Diese Fabrik wurde von dem Unternehmen Dynamit-Aktiengesellschaft aus Troisdorf, vormals Alfred Nobel & Co. mit Händen der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen aus verschiedenen Richtungen des alten Kontinents aufgebaut. Im Dritten Reich war die DAG (so wurde das Unternehmen abgekürzt) einer der drei größten Sprengstoffproduzenten. In dem im Wald verborgenen Werk in der Nähe von Krzystkowice (Christanstadt) (ein Teil von Nowogród Bobrzański) arbeiteten 20.000 bis 30.000 Menschen, einige Zeugen berichten, sogar 40.000. Hergestellt wurden damals Explosivstoffe und Zündmittel, so z.B. TNT, Tetryl, Nitroglycerin und sogar Initialzündung und wahrscheinlich Hexogen. An dieser Stelle wurden auch Munitionsprototypen entworfen. Auf dem Gelände von 170 km 2 sind 520 durch Straßen, Gleisanlagennetz, Weichen, Anschlussgleise und Entladungsrampen verbundene Bauobjekte errichtet. Es wurden zwei Wasserentnahmestellen am Bober, Brunnen, Wasserzuleitungs- und Abwasserkollektoren und Energieleitungen gebaut.

Als im März 1945 Russen dem Werk in Krzystkowice näher rückten, demontierten Deutsche die Anlagen in aller Eile und schickten sie an das Mutterwerk in Troisdorf. Den Rest übernahmen Russen. Heutzutage kann man sich in den Wäldern auf der Strecke Nowogród Bobrzański – Lubsko (Sommerfeld) Stahlbetonkonstruktionen, Gebäudereste, und Bunker ansehen. Wanderungen allein durch diese Gegend werden nicht empfohlen, denn sie können sehr gefährlich werden und mit bedrohlichen Folgen enden. Es ist vernünftiger, das Gelände des ehemaligen Munitionswerkes mit einem Reiseführer zu erkunden!

Die Gemeinde Nowogród Bobrański überqueren zwei Wanderwege: der „grüne Wanderweg“ führt von Żagań (Sagan) über Dobroszów Mały (Keinboberau), Nowogród, Podgórzyce (Poydritz) und Wysoka (Weißig) bis nach Krosno Odrzańskie, der schwarze dagegen von Zielona Góra über Buchałów (Buchelsdorf), Drzonów, Bogaczów (Reichenau) bis nach Podgórzyce. Für Radfahrer wurde eine Radtour von Nowa Wieś (Neudorf) über Nowogród Bobrzański bis nach Brzeźnica (Briesnitz) vorbereitet. Auch Kajakfreunde können auf dem Bober von Lwówek bis nach Krzywaniec (Strafanstalt)  Paddeltouren organisieren. Reiter können auch auf vorgesehenen Reitwegen von Nowogród Bobrzański, über Dobroszów Mały bis nach Złotnik (Reinswalde) sowie von Nowogród Bobrzański über Drągowina (Neuwaldau) bis nach Przybymierz (Reichenbach) ihre Freizeit genießen. Naturliebhaber, die gern den didaktischen Geschichtspfad entlang wandern, stehen zwei Marschrouten von Nowogród Bobrzański bis zum Forstamt Krzystkowice sowie von Niwiska (Niebusch) zum Forstamt Nowa Sól (Neusalz) zur Verfügung.

Auf der Straße Nr. 27 von Zielona Góra in Richtung Nowogród Bobrzański auf der linken Seite im Wald sieht man einen Steinobelisken, der der Tragödie vor 270 Jahren gedenkt. An dieser Stelle hat am 17. Juni 1739 eine Gruppe von russischen Soldaten Baron Malcoln von Sinclair, den schwedischen Diplomaten ermordet. Er war Schotte und kehrte als Bote von Konstantinopel nach Schweden mit Geheimdokumenten zurück. Dieses tragische Ereignis blieb nicht ohne Reaktion in dem ehemaligen West- und Mitteleuropa, unter anderem, weil dieser Mord auf dem Gebiet des neutralen Österreichs (damals lag Nowogród in seinen Grenzen) begangen wurde. Diese Tatsache wurde auch in der Proklamation des schwedischen Königs, Friedrich II. erwähnt, als er im Jahre 1741 Russland den Krieg erklärte. Im Jahre 1909 haben die Einwohner von Nowogród an der Stelle der Tragödie ein Denkmal gesetzt, das bis Ende des Zweiten Weltkrieges dort stand. Später wurde das Denkmal völlig zerstört. Dank Bemühungen der Gemeindebehörden, der schwedischen Botschaft in Warschau sowie der Familie Sinclair wurde das renovierte Denkmal enthüllt. An diesen Feierlichkeiten haben Vertreter der Familie Sinclair in ihren traditionellen Kilts, bevollmächtigter Minister der schwedischen Botschaft in Warschau, Gäste aus Deutschland und Schweden sowie einheimische Bevölkerung teilgenommen. Bei der Musik der schottischen Dudelsäcke wurde auf den Denkmalsockel Whisky verschüttet, damit der Seele des Majors „in der neuen Welt“ an nichts fehlte. Den Obelisk haben Schüler des hiesigen Gymnasiums in Obhut genommen.

Unter Sehenswürdigkeiten, die man in dieser Gemeinde besichtigen kann, lohnt sich das Gutshaus und das Schloss in Bogaczów (Reichenau), die heute in privaten Händen sind, zu besichtigen. Das ursprüngliche Renaissance-Gutshaus von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde sorgfältig Ende des 17. Jahrhunderts im Barockstil umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Schloss einer Landwischwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft an. Das Schloss wurde im 15. Jahrhundert auf dem Grundriss eines Rechtecks erbaut. Es wurde dann auch zweimal umgebaut: zuerst im 17. Jahrhundert im Barockstil, und dann im 19. Jahrhundert im Neobarockstil mit Elementen des Neorokoko. In Niwiska ist die Schlossanlage im süd-westlichen Teil des Dorfes, an der Straße Zielona Góra - Żagań gelegen. Diese Anlage entstand im 16. Jahrhundert. Im Jahre 1753 wurde sie im Geiste der Zeit gründlich umgebaut, und dem Schloss wurde der Barockstil verliehen. Heute ist sie im Privatbesitz. Im Dorf Kamionka (Steinborn) kann man sich das im nördlichen Teil der Ortschaft gelegene Gutshaus mit einem Landgut anschauen. Es besteht aus der Residenz mit einem Park und einem Wirtschaftshof mit Wirtschaftsgebäuden. Das Gutshaus steht in der Mitte und weist vorherrschende architektonische Merkmale auf.

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Überreste einer der größten Rüstungsfabriken Europas DAG in der Nähe von Nowogród Bobrzański

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